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Interview mit Ralph Hensel von CONVAR FOODS

Veröffentlicht am: 29.07.2019
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INTERVIEW MIT RALPH HENSEL,
MANAGING DIRECTOR CONVAR FOODS.

Seit jeher füllen Lebensmittel in der Dose ganze Regalreihen der Supermärkte und so gut wie jeder hat sie zuhause bevorratet. Darin finden sich allerlei Speisen wie Obst und Gemüse, Fleisch, Fisch und Fertiggerichte, aber auch Getränke unterschiedlicher Art. Geht man davon aus, dass die Nachfrage das Angebot bestimmt, scheint der Trend mehr als 200 Jahre nach Erfindung der Dose ungebrochen, obwohl ihr vielerorts das Image anhaftet, nicht mehr zeitgemäß zu sein angesichts modernerer und für die Produkte vorgeblich schonenderer Verpackungsarten. Hinzu kommen Bedenken in Bezug auf die Recyclingfähigkeit der Dose – Stichwort Öko-Bilanz. Warum es jedoch trotzem Sinn macht, sich für Lebensmittel in Weißblechdosen zu entscheiden, beschreibt Ralph Hensel, Managing Director von CONVAR FOODS, im Interview mit der Food Technologie

FT: Herr Hensel, nach Jahrzehnten nahezu ungebrochener Beliebtheit musste die Dose in jüngerer Vergangenheit gegen viele Vorurteile kämpfen. Wie ist das zu erklären?

HENSEL: Tatsächlich konnte man einige Zeit lang den Eindruck gewinnen, dass die Dose als untadeliges Verpackungsmaterial faktisch tot ist. In Zeiten gut sortierter Supermärkte, die an jeder Ecke und jederzeit Obst, Gemüse und Fleisch in einer unglaublichen Vielfalt frisch anbieten, galten klassische Konserven fast schon als altmodisch – und als sichtbares Zeichen der Wegwerfgesellschaft, wenn Sie an die Massen vor allem von leeren Getränkedosen denken, die statt im Mülleimer in Parks und Straßengräben gelandet sind. Dazu kennt vermutlich jeder noch die alten Konserven von früher, die je nach Lagerung irgendwann gerne mal kleinere oder größere Roststellen aufgewiesen haben, was buchstäblich am Image als ideale Art der Konservierung gekratzt hat. Und nicht zuletzt haben auch Hersteller von Billig-Dosengerichten für Discounter der Dose keinen Gefallen getan.

FT: Gibt es jetzt denn so etwas wie eine Trend wende im Image der Dose?

HENSEL: Das kann man durchaus so sehen beziehungsweise kristallisieren sich sukzessive die Vorteile wieder deutlicher heraus. Lassen Sie mich in diesem Zusammenhang übrigens noch erwähnen, dass ausgerechnet das viel gescholtene Pfand für Getränkedosen den Verbrauchern unter anderem klar gemacht hat, dass es sich bei der Dose keineswegs um eine minderwertige Verpackung handelt, sondern um einen wertvollen Rohstoff. Eine zunehmende Zahl an Kunden weiß, dass moderne Konserven aus leichtem, dünnem Weißblech und mit einer hochwertigen Beschichtung gegen Korrosion geschützt sind, gleichermaßen natürlich der Inhalt in puncto Sauerstoff, Licht und Bakterien. Auch die Stabilität sucht ihresgleichen und die lange Haltbarkeit ist schlichtweg unschlagbar. Das schafft kein anderes Verpackungsmaterial.

FT: Da benennen Sie direkt konkrete Vorteile der Dose ...

HENSEL: Und ich habe noch mehr für Sie: Beim Transport von Konserven muss auch der Händler nicht auf eine durchgängige und in heißen Sommern oft problematische Kühlkette achten, auch für die Lagerung ist keine Kühlung erforderlich, was die Dose gegenüber von Gekühltem sogar deutlich nachhaltiger in der Energiebilanz macht – dies gilt im selben Maß für den Verbraucher zuhause.

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Apropos Aufwand: Dosen lassen sich heute auch viel komfortabler öffnen als noch vor zwanzig Jahren. In den allermeisten Fällen haben sie einen Peel-Off-Deckel, man braucht also keinen Dosenöffner mehr und kann sie sogar wieder verschließen; mit dem Tindle, einem von uns entwickelten einzigartigen Werkzeug in Form eines Kunststoffgriffs, ist darüber hinaus ein sicheres Hantieren mit Dosen beim Erwärmen im Wasserbad, bei Servieren und auch Halten möglich. Das größte Plus ist sicher die bereits erwähnte lange Haltbarkeit, die zwischen zwei und zehn Jahren liegt, so dass man für Notfälle auch größere Mengen auf Vorrat kaufen kann.

FT: ...die dann länger „frisch“ bleiben.

HENSEL: Genau. Schätzungen zufolge landet heute fast ein Drittel der weltweit produzierten Lebensmittel im Müll. Die Hauptursachen für diese Verschwendung – die jeden Verbraucher in Deutschland durchschnittlich 235 Euro im Jahr kostet – sind eine falsche Einkaufsplanung und die falsche Einschätzung der Haltbarkeit, zum Beispiel bezüglich des Mindesthaltbarkeitsdatums. Dieses Problem besteht bei lange haltbaren Dosen nicht, zudem kann man sie sogar wiederverschließen.

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FT: Aber wie sieht es denn nun mit der Qualität aus? Sie sprachen bereits davon, dass wir schließlich überall frische Lebensmittel kaufen und sie frisch verarbeiten können. Besser kann man sich doch nicht ernähren.

HENSEL: Das stimmt, aber machen wir uns nichts vor: Es ist nicht das Gros der Verbraucher, das sich im Supermarkt oder auf dem Wochenmarkt freudig aus der Fülle an frischen Nahrungsmitteln bedient und zuhause kocht. Das funktioniert oft schon allein aus Zeitgründen nicht und so geht der Griff eher zu verpackten und eingeschweißten Lebensmitteln und Fertiggerichten. In der industriellen Lebensmittelproduktion ist es erwiesenermaßen noch immer gang und gäbe, Glutamat und Konservierungsstoffe einzusetzen – beides Dinge, die für nicht wenige Menschen gesundheitlich gefährlich werden können und übrigens auch dafür sorgen, dass man die ursprünglich verarbeiteten Lebensmittel kaum noch herausschmecken kann. Die Dose hingegen bietet die Möglichkeit einer wesentlich schonenderen Verarbeitung, da nur wenig bis gar keine Konservierungsstoffe oder künstliche Zusätze erforderlich sind und durch die metallische Konservierung der Großteil an Nährstoffen und Vitaminen erhalten bleibt.

FT: Ist das tatsächlich so? Gibt es aussagekräftige Untersuchungen dazu?

HENSEL: Nach mehrfachen Tests ist die Studienlage definitiv auf der Seiten der Dose. Im Rahmen von Untersuchungen dazu, wie sich Lebensmittel aus der Dose von gleichen, frisch zubereiteten Gerichten hinsichtlich ihrer Nährstoffzusammensetzung unterscheiden, waren im Ergebnis bei Fett, Eiweiß und Kohlehydraten, den Hauptnährstoffen, kaum Unterschiede zu verzeichnen. Zwar lag der Gehalt von Magnesium, Kalium und Vitamin C bei frischem Essen etwas höher, aber dafür hatten Dosengerichte bei Vitamin B6 und Folsäure die Nase vorn.

FT: Ihr Ratschlag wäre daher, getrost wieder öfter zur Dose zu greifen?

HENSEL: Natürlich raten wir niemandem, sich ausschließlich aus der Dose zu ernähren. Aber sie ist eine echte Alternative zum Kochen mit frischen Lebensmitteln – und zwar nicht bloß, weil‘s schnell geht oder geeignet ist für eine langfristige Vorratslagerung, sondern auch dann, wenn man gutes Essen mit einem guten Gewissen genießen will. Letzteres setzt allerdings voraus, dass die Verbraucher sich beim Kauf nicht nur am möglichst günstigen Preis orientieren, sondern sich informieren, woher die Produkte kommen.

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FT: Ein erwiesenermaßen wunder Punkt – vielfach richtet sich die Kaufentscheidung ja immer noch hauptsächlich nach dem Preis. Wie können Sie hier punkten?

HENSEL: Ich sehe da durchaus eine Trendwende, denn die Zahl derer, die bewusster einkaufen, wächst. Mehr und mehr Verbraucher wissen um den Unterschied hinsichtlich der Qualität der Waren wie auch der Verarbeitung und greifen bei „normalen“ frischen Lebensmitteln bewusst nach saisonalen Produkten aus der Region oder auch Fleisch aus artgerechter Haltung. Das lässt sich genauso auf Lebensmittel in der Dose übertragen und so haben wir bei Conserva von Beginn an bei der Auswahl unserer Produkte und Hersteller darauf geachtet, dass bevorzugt Rohstoffe und Zutaten aus der Region verarbeitet werden, in kleinen Betrieben, die nach traditionellem Vorbild und mit Respekt vor der Natur arbeiten. Damit fördern wir nicht nur die regionale Wirtschaft, sondern schützen auch die Umwelt durch entsprechend kurze Transportwege und können regionale Spezialitäten anbieten, die tatsächlich auch aus der Region kommen. Zudem legen wir größten Wert auf eine tierfreundliche Aufzucht und den Verzicht auf Gentechnik – wer bei uns einkauft, findet hierfür entsprechende Siegel, außerdem detaillierte Nährwertangaben sowie Allergenhinweise.

FT: Da Sie den Umweltschutz ansprechen, lassen Sie mich als Letztes fragen: Wie sieht es denn nun konkret aus bei der Dose im Vergleich zu Verpackungen etwa von Tiefkühlkost oder Folien, mit denen Lebensmittel verschweißt werden, wenn es um die Entsorgung geht?

HENSEL: Auch in diesem Punkt kann die Dose beeindrucken: Weißblech ist zu 100 Prozent recycelbar, daher liegt die Recyclingquote von Konservendosen bei rund 94 Prozent, was speziell ihrer guten Handhabung in der Müllverwertung zu verdanken ist. Wenn Sie bedenken, dass sonstige Haushaltsabfälle nur zu etwa 66 Prozent recycelt werden, kann sich auch hier die Dose absolut sehen lassen.

FT: Herzlichen Dank für das Gespräch,
Herr Hensel.