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Interview in SICHERHEIT. Das Fachmagazin.

Veröffentlicht am: 04.06.2020
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ZUR PERSON:
Ralph Hensel ist Senior Project Manager Europe und Notbevorratungs-Spezialist bei der Firma CONVAR EUROPE Ltd. in Pirmasens. Das Portfolio des ursprünglich aus Rochester/UK stammenden Unternehmens umfasst neben den IT-Services wie Datenrettung, Consumer Electronics und Repair-Services auch einen Logistik-Servicebereich. Seit 2012 wird Langzeitnahrung in der Sparte „CONVAR FOODS“ hergestellt und europaweit vertrieben.

SEHR GEEHRTER HERR HENSEL, VIELEN DANK, DASS SIE SICH ZUR HOCHKONJUNKTUR IN IHREM UNTERNEHMEN DIE ZEIT NEHMEN, UNS ÜBER IHRE GESCHÄFTLICHE TÄTIGKEIT ZU BERICHTEN. WIE KOMMT MAN AUF DIE IDEE, EIN GESCHÄFTSFELD MIT NOTFALLVERSORGUNG IN DEUTSCHLAND ZU ETABLIEREN?

Als sich vor rund zehn Jahren die Chance zur Übernahme eines Kunden bot, haben wir uns mit dem Markt näher beschäftigt – ein interessantes Thema mit nur wenigen professionellen Protagonisten, wie festzustellen war. Außerdem verfügen wir über Wurzeln im Militärsektor, wo es schon immer haltbare Lebensmittel gab. Wir konnten diese Expertise auf den Zivilbereich übertragen und basierend darauf nicht nur kompetent beraten, sondern über den bloßen Verkauf hinaus sogar eigene Spezialprodukte entwickeln, wie unsere modular in portionsgerechten Einheiten aufgebaute Notversorgung. Außerdem waren wir Vorreiter bei der Entwicklung eines Verfahrens, mit dem erstmals auch Weißbrot aus der Dose schmackhaft und fluffig bleibt.

WAS HAT SIE PERSÖNLICH AN DIESEM DOCH EHER NEGATIV GEPRÄGTEN THEMA BEGEISTERT?

Es ist spannend und herausfordernd zugleich, immer wieder aufs Neue an Möglichkeiten zu feilen, wie man Nahrungsmittel über sehr lange Zeit ohne Kühlung lagern und aufbewahren kann, ohne dabei an Geschmack einbüßen zu müssen. Gerade an der immer besseren Qualität von Dosenbrot lässt sich die fortwährende Entwicklung der letzten Jahre wunderbar nachzeichnen. Nach aktuellen Verfahren gebacken und eingedost schmeckt es selbst nach drei Jahren noch so frisch, als käme es gerade erst aus dem Ofen. Aber ganz abgesehen davon fühlt es sich richtig gut an, über die Notfallvorsorge ganz konkrete Hilfestellung zu leisten.

GANZ NACH DEM MOTTO „VORSORGE VOR SORGE“ SOLLTE SICH ALSO DIE BEVÖLKERUNG SOLCH EINEN NOTVORRAT ANSCHAFFEN?

Ja, das sollte sie sogar unbedingt, denn schlimmer geht immer. Die Behörden empfehlen schließlich nicht ohne Grund der Bevölkerung, zuhause ständig mindestens für einen Zeitraum von zehn Tagen Lebensmittel und Trinkwasser vorzuhalten. Bei der Berechnung wird davon ausgegangen, dass danach von hoheitlicher Seite alle bedrohlichen Versorgungslücken (wie auch immer) geschlossen sein werden. Letztlich bleibt es aber jedem selbst überlassen, ob einmalig professionelle Ware eingekauft wird oder alltägliche Produkte regelmäßig rotiert werden. Der Rat zur Krisenvorsorge gilt im Übrigen nicht nur für Privatpersonen. Entsprechend vorbereiten sollten sich auch Unternehmen aller Art, insbesondere Hotels, Pflegeheime und Krankenhäuser. In unserem Kundenkreis stark vertreten ist ebenfalls das öffentliche Segment unter anderem mit Behörden, der Polizei, Wehren und dem Militär.

FÜR WELCHE SITUATION ERACHTEN SIE DIES ALS SINNVOLL?

Ganz generell gilt: Jeder Blackout und abgeschnitten zu sein von jeglicher Versorgung ist die Stunde Null für die geschaffenen Reserven – und wohlgemerkt kann dieser Zustand jederzeit ohne jegliche Vorwarnung eintreten. Was oft verkannt wird: Es braucht dazu weder eine Pandemie noch einen AKW-Störfall, um die gewohnten Einkaufsabläufe zu verhindern. Da reichen unspektakulärere Ereignisse bereits aus, wie lang anhaltende Stromausfälle, etwa durch technische Störungen, Unwetter oder sonstige Naturkatastrophen – Hochwasser, Erdbeben, Lawinenabgänge – verursacht oder schlichtweg ein Schneechaos auf den Autobahnen, das den LKW von der täglichen Belieferung der Regale im Handel abhält; auch die Kontamination von Leitungswasser ist keinesfalls utopisch.

DEMNACH MÜSSTEN SIE GERADE IN ZEITEN DER CORONA-KRISE EINEN WAHREN ANSTURM ERLEBEN?

Wir nehmen seit einigen Jahren schon einen stetig wachsenden Bedarf unabhängig von konkreten Ereignissen wahr. Aber infolge jeder Krise, bei der die Menschen persönliche Auswirkungen erwarten, lässt ein sich erhöhtes Bestellverhalten ablesen. Entsprechend hatten wir im März 2020 ein 500 -prozentiges Plus bei unseren Versorgungspaketen. Das war zu erwarten, schließlich hat die Corona-Pandemie deutlich gezeigt, wie schnell es zu (Liefer-)Engpässen kommen kann – noch vor Monaten wäre das für viele nicht vorstellbar gewesen.

BROT, HEFE, NUDELN UND MEHL SIND GANZ KLASSISCHE PRODUKTE MIT HOHER NACHFRAGE IN KRISENZEITEN. LEDIGLICH DER RUN AUFS TOILETTENPAPIER WAR EINE VÖLLIG NEUE ERFAHRUNG.

WIE GENAU MÜSSEN SICH UNSERE LESER IHR LAGER VORSTELLEN? EURO-PALETTEN MIT GETREIDE-, MEHL-, KAFFEE- UND REISSÄCKEN SOWIE ABGEPACKTER „ASTRONAUTENNAHRUNG“?.

Natürlich zählt auch „Weltraumkost“, also Gefriergetrocknetes, zu unserem Portfolio – wir stellen sie sogar selbst her. Deren Manko ist jedoch, dass sie meist aufbereitet werden muss. Was aber, wenn weder Energie noch Wasser verfügbar ist oder gespart werden muss? Wir setzen neben langer Haltbarkeit auf hohe Ansprüche an Qualität und Geschmack. Aus der Historie wissen wir, dass schlechtes Essen auf See oft Auslöser für Meutereien war. Nicht nur deshalb haben wir beschlossen, dass Notfallverpflegung auch gut schmecken darf. Einen großen Anteil dies gewährleisten zu können, hat der hohe Anteil an Eigenproduktion.

WELCHE MÖGLICHKEITEN BIETEN DIESE LEBENSMITTEL, AUCH OHNE STROM ERWÄRMT ZU WERDEN?

Es gibt selbsterhitzende Dosen und Beutel, deren Inhalte sich mithilfe einer enthaltenen Kaltmischung auf über 65 °C erhitzen lassen. Dafür wird über einen Mechanismus in einer Außenhülle durch Zusammenführen von ungelöschtem Kalk und Wasser eine chemische Reaktion in Gang gesetzt.

WIR KÖNNEN NATURKATASTROPHEN NICHT VERHINDERN, ABER WIR KÖNNEN UND MÜSSEN INDIVIDUEN UND GEMEINSCHAFTEN BESSER AUSSTATTEN, UM IHNEN ZU WIDERSTEHEN.

IN DER VERGANGENHEIT WURDEN SOGENANNTE „PREPPER“ IMMER BELÄCHELT. GIBT ES HOCHRECHNUNGEN, WIE VIELE DEUTSCHE EINEN SOLCHEN NOTVORRAT ANGELEGT HABEN?

Belastbare Zahlen darüber liegen uns nicht vor. Allerdings weisen unsere über mehrere Jahre hinweg 100-prozentig wachsenden Absatzzahlen darauf hin, dass die Basis ständig größer wird. Wir versenden derzeit wöchentlich etwa 250.000 Einheiten. Typische Besteller sind nicht etwa Personen, die zuhause im Atombunker sitzen und auf den Weltuntergang warten. Vielmehr handelt es sich um verantwortungsvolle Menschen, die sich Gedanken machen über potenzielle Notsituationen und wie sie diese möglichst unbeschadet meistern können – hinzu kommen Unternehmen und die öffentliche Hand.

WER NOTVORRÄTE ANLEGTE, WURDE 2000 NOCH ZUM SPINNER ABGESTEMPELT, SPÄTER NANNTE MAN IHN PREPPER UND HEUTE GILT ER ALS VORDENKER.

DAS BUNDESAMT FÜR BEVÖLKERUNGSSCHUTZ UND KATASTROPHENHILFE APPELLIERT SEIT JAHREN AN DIE BEVÖLKERUNG, SICH VORRÄTE ANZUSCHAFFEN. GEHEN SIE VOLLSTÄNDIG MIT DEN EMPFEHLUNGEN MIT?

Ja, dieser Empfehlung schließen wir uns an. Es bleibt dabei selbstverständlich jedem selbst überlassen, den Umfang seinen individuellen Gegebenheiten und der entsprechenden Risikobereitschaft anzupassen: irgendwo zwischen 14 und 30 Tagen pro Person sollte er liegen und dabei ist völlig egal, o b Profipakete oder nicht. Aber bitte möglichst keine rohen Nudeln lagern oder sonstige Dinge, die man nicht ohne Zufuhr von Wasser und Energie konsumieren kann!

WO LIEGT DER PREIS BEI EINER SOLCHEN BEVORRATUNG?

Das lässt sich ähnlich wie beim Preis für ein Auto nicht pauschal beantworten. Unser „Emergency Food Shop“ unterscheidet hier mit Blick auf die Vielfalt der enthaltenen Gerichte und ihrer Kalorienzahl in Basic, Advanced und Premium. Der Basispreis für sieben Tage liegt bei 65 Euro, für 15 Tage bei 129 Euro. Ein 30 -Tage-Paket kostet im Einstieg 259 Euro und für 90 Tage 785 Euro.

VIELEN DANK, DASS SIE SICH DIE ZEIT FÜR EIN INTERVIEW GENOMMEN HABEN. HOFFEN WIR, DASS DIE BEVÖLKERUNG BEI DIESER KRISE WACH GEWORDEN IST UND AN KÜNFTIGE POTENZIELLE (KRISEN-) EREIGNISSE DENKT!

Ja, zu den „lessons learned“ aus der Corona-Krise sollte das Anlegen einer Notbevorratung für einen Zeitraum von zwei Wochen zählen. Und dabei ist zu bedenken, dass Krisenszenarien noch viel plötzlicher eintreten können.

INFO

DAS BUNDESAMT FÜR BEVÖLKERUNGSSCHUTZ UND KATASTROPHENHILFE (BBK) SPRICHT IN SEINEM ENTSPRECHENDEN APPELL AN DIE BEVÖLKERUNG VON EINEM NOTVORRAT FÜR ZEHN TAGE. SHUTDOWN UND HAMSTERKAUF HABEN IN DER CORONA-KRISE GEZEIGT, DASS LEERE REGALE GEFÜHLT SCHON VON HEUTE AUF MORGEN UNANGENEHM REAL WERDEN KÖNNEN.